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Mit Tor anonym durchs Internet

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 3 Min.

»Internet ohne Tor ist, als wedle ich ständig mit meinem Personalausweis und führe ein öffentliches Tagebuch über alle meine Aktivitäten.« Das sagt Moritz Bartl im Interview. Und der Betreiber von Anonymisierungsservern muss es ja eigentlich wissen.

Immer wenn wir surfen, hinterlassen wir Spuren und das nicht nur dort, wo wir denken. Wer beispielsweise diesen Artikel liest und keinen Adblocker oder Ähnliches in seinem Browser installiert hat, hinterlässt seine Daten auf den Servern von mindestens neun Unternehmen: Neben dem »nd« und den Webentwicklern, die diese Seite programmiert haben, sind das z.B. Twitter, ein Meinungsforschungsunternehmen in den USA und ein Anbieter für Online-Werbung in Großbrittanien. Falls in der rechten Spalte noch die IKEA-Werbung läuft, weiß auch das schwedische Möbelhaus, wo Sie Ihre Nachrichten lesen. Wer dem entgehen will, kann entweder den Stecker ziehen oder Anonymisierungprogramme wie Tor benutzen.

Wie funktioniert das?

Tor bietet zwei Funktionen: es anonymisiert die Identität des Users und verschlüsselt dessen Inhalte. Alle Internet-Aktivitäten leitet die Software über drei von Hunderten am Tor-Netzwerk beteiligten Servern. Während ohne Tor jeder Server alles über Sie erfährt (z.B. von welcher Website sie kommen, zu welcher Sie wollen, IP-Adresse usw.), kennen die Tor-Server immer nur die nächste Station in der Daten-Kette. Server 1 weiß so z.B., dass Daten von Ihnen kommen, aber nicht wohin diese wollen. Server 2 erfährt, dass Daten von Server 1 zu 3 fließen. Und Server 3 kennt zwar die Zieladresse, aber weiß nichts von Ihnen. Zudem sind die Daten auf dem Weg verschlüsselt, sodass sie nicht von Außen mitgelesen werden können. Etwas anschaulicher hat das Moritz Bartl im Interview erklärt.

Was muss ich tun?

Nicht viel. Die Installation von Tor ist so einfach wie bei jeder anderen Software auch. Downloaden lässt sich Tor z.B. hier. Versionen gibt es für Windows, OS X, Linux und Android. Das Tor-Browser-Bundle beeinhaltet eine modifizierte Version von Mozillas Firefox. Nach einem Klick auf die Exe-Datei startet erst das »Vidalia Control Panel« und wenige Sekunden später der Tor-Browser. Nur über ihn ist die Verbindung anonymisiert. In anderen Browsern, E-Mail-Programmen und jedem anderen Programm, dass sich ins Internet einwählt, bleibt alles so gläsern wie bisher.

Worauf muss ich achten?

Wichtig ist, das die Verbindung zu den angewählten Webseite per SSL verschlüsselt ist. Dafür steht das »s« in »https« in der Adresszeile. Da der Tor-Browser standardmäßig mit der Erweiterung »HTTPS Everywhere« ausgestattet ist, sollte das allerdings kein Problem sein.

Was sollte ich nicht tun?

Wie jeder andere Firefox-Browser lässt sich auch der Tor-Browser um Addons – etwa PDF-Reader oder Flash Player – erweitern. Das sollte man allerdings besser nicht tun, weil dies zu Fehlfunktionen und im schlimmsten Fall zum Verlust der Anonymität führen kann. Am besten man lässt den Browser so wie er ist. Auch Downloads, die mit einer externen Programm geöffnet werden, können die Anonymisierung umgehen. Dazu zählen neben normalen Anwendungen, z.B. auch PDF-Dateien.

Gibt es Nachteile?

Verglichen mit der gewohnten DSL-Geschwindkeit ist das Surfen mit Tor unglaublich langsam. Videos schauen fällt genauso flach, wie Browsergames spielen. Auch einige Seite wie Youtube lassen sich nicht aufrufen.

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