Arbeiterkind
Stefan Löfven will aus Schweden wieder einen Wohlfahrtsstaat machen
Stefan Löfven wirkte in der Wahlnacht wie ein Fels in der Brandung. Der ruhige 57-jährige mit der robusten Nase und dem stets verschmitzten Gesichtsausdruck hatte am Sonntag zuvor mit seinem Bündnis einen Sieg über die seit acht Jahren in Schweden regierende konservativ-liberale Koalition von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt errungen. Allerdings muss der Sozialdemokrat im Schatten des historischen Wahlerfolgs der Rechtspopulisten eine Minderheitsregierung führen.
Löfven war bis vor zwei Jahren Chef der IF-Metall, einer der größten Gewerkschaften im Land. Deshalb saß er bisher nicht einmal im Reichstag. Im Wahlkampf versprach er eine teilweise Rückkehr zum sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat. Die in zwei konservativen Legislaturperioden vorgenommen Privatisierungen und Steuersenkungen will er korrigieren. Wahlverlierer Reinfeldt sprach von »DDR-haften« Plänen.
Löfven präsentiert sich gern als »richtiger Arbeiter« mit Kontakt zur Basis. Er hat Schweißer gelernt und kommt im Gegensatz zu anderen Spitzengenossen, die schon als Töchter und Söhne von hohen Parteifunktionären geboren wurden, aus einer einfachen Familie. »Ich habe eine gute Ausbildung erhalten, obwohl das nicht selbstverständlich war für einen Arbeiterjungen«, sagt er über seine Kindheit. Aufgewachsen ist er wegen des Todes seines Vaters in einer Pflegefamilie, der Pflegevater war Wald- und Fabrikarbeiter.
»Als meine Mutter sich nicht mehr um mich kümmern konnte und den vielleicht schwersten Beschluss für eine Frau traf, ihr Kind wegzugeben, da funktionierte unsere Gesellschaft noch«, so Löfven. So soll es nun wieder in Schweden werden, verspricht er und kündigt unter anderem mehr Staat, höhere Steuern und Sozialausgaben an. Allerdings hat der kinderlose, aber verheiratete Löfven kaum Erfahrungen in der politischen Arena. Zwar sind die schwedischen Gewerkschaften traditionell eng mit den Sozialdemokraten verbunden, doch war Löfven 2012 der erste »reine« Gewerkschafter, der Parteichef wurde.
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