Ex-Olympiahallen fressen Etat auf

Sportstätten für 2000er-Bewerbung verursachten seitdem Kosten in dreistelliger Millionenhöhe

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.
Aktuell wird erneut eine Bewerbung für Olympische Sommerspiele diskutiert. Ein Blick auf die alten Hallen der fehlgeschlagenen 2000er-Bewerbung zeigt, wie teuer Olympia-Träume dauerhaft sind

Die Debatte über eine Olympia-Bewerbung Berlins ist voll entbrannt. Vor ein paar Tagen tagte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in der Stadt. Zu Beginn des Monats hat der rot-schwarze Senat die »Interessenbekundung Berlins für die Olympischen und Paralympischen Spiele« mit der Beantwortung des Fragenkatalogs an den DOSB untermauert. Im Teil zu den Sportstätten schwärmt der Senat dabei von einem »ressourcenschonenden und nachhaltigen« Sportstättenkonzept, das allerdings noch zu entwickeln sei.

Teil dieses Konzepts sind auch die Max-Schmeling-Halle, das Velodrom sowie die nahe Schwimm- und Sporthalle im Europasportpark (SSE), die im Zuge der gescheiterten Olympiabewerbung Berlins für die 2000er-Sommerspiele errichtet wurden. Zur SSE heißt es in der Antwort an den DOSB etwa: »Mit der Schwimm- und Sprunghalle steht für die Wettkämpfe im Wasserspringen eine funktionale, bestens ausgestattete Sportstätte zur Verfügung.« Beim Velodrom wird betont, es sei »als Arena für olympische Wettkämpfe uneingeschränkt tauglich«. Und die Max-Schmeling-Halle soll mit ihren 9000 Plätzen immerhin noch für die Basketballvorrunde bei Olympia dienen.

Angesichts der satten 413 Millionen Euro Bauausgaben, die die 2008 endgültig abgewickelte landeseigene Bauherrengesellschaft OSB Sportstätten einst für die genannten Hallen insgesamt aufgebracht hatte, ist das ein mehr als bescheidendes Ergebnis. Die Aufstellung zu den Kosten befindet sich in einer noch nicht veröffentlichten Antwort der Senatsverwaltung für Sport an den Linkspartei-Abgeordneten Steffen Zillich, der in einer Kleinen Anfrage nach den Kosten für die Olympiahallen aus der letzten gescheiterten Bewerbung gefragt hatte.

Aus der Antwort der Verwaltung von Sportsenator Frank Henkel (CDU) geht ebenfalls hervor, dass die Sportstätten »als grundsätzlich geeignet« gesehen werden, Teile eines zukünftigen Olympischen und Paralympischen Wettkampfprogramms aufzunehmen. Zugleich wird aber eingeräumt, diese Einschätzung beziehe sich aber auf die Anforderungen, die für Tokio 2020 gelten. Für die von Berlin angepeilten Spiele 2024 oder 2028 sind noch gar keine Anforderungen bekannt. Im Klartext heißt das: Damit die drei Hallen für Olympia genutzt werden können, bedarf es Anpassungen, Umbauten und Modernisierungsmaßnahmen. Wie viel Geld das kostet, ist unklar.

Fest steht dagegen, was die Hallen den Steuerzahler seit der vergeigten Olympia-Bewerbung bereits gekostet haben: Rund 150 Millionen Euro, das ergibt sich als Saldo aus der Antwort auf die Kleine Anfrage, musste das Land zwischen 1998 und 2013 nur für die Max-Schmeling-Halle sowie das Velodrom und das SSE aufwenden.

»Wenn man Hallen auf Olympiastandard baut, fallen auch nach der Errichtung Kosten an, die dann bei der öffentlichen Hand hängenbleiben«, kritisiert Steffen Zillich. Und dies, obwohl es das Prinzip der 2000er-Bewerbung gewesen sei, sowohl den Bau als auch die Bewerbung privatwirtschaftlich auszulagern. Die Rechnung zahlt trotzdem der Landeshaushalt und eine Kontrolle bei den Vorhaben konnte das Abgeordnetenhaus auch nicht ausüben.

Die alte Olympiabewerbung reißt also bis heute Lücken. Geld, das an anderer Stelle dringend benötigt wird. Aus einer aktuellen Senatsvorlage geht hervor, dass sich der Investitionsstau für 2015 bis 2018 bei den bezirklichen Sportstätten auf ebenfalls 150 Millionen Euro summiert.

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