Wenn der Hundehaufen im DNA-Labor landet

Kann man mittels einer Datenbank Gehwege und Parks sauberer halten? Mancherorts wird genau das überlegt

  • Yuriko Wahl-Immel, Leichlingen
  • Lesedauer: 3 Min.
Eigentlich wäre es kein Problem, über die DNA festzustellen, von welchem Hund ein Kothaufen stammt. Allerdings bräuchte man eine Vergleichsdatenbank. In Leichlingen etwa könnte es diese bald geben.

Kot unterm Schuh, stinkende Reste am Fahrradreifen, widerliche Hinterlassenschaften auf dem Kinderspielplatz, Tretminen in Parks zuhauf. Jeden ärgert das, aber keiner war's. Wie kommt man den allzu nachlässigen Hundehaltern auf die Schliche? Eine Datenbank mit Hunde-DNA könnte die Lösung sein.

Einige US-Städte arbeiten schon damit. London startet dazu im kommenden Jahr ein Pilotprojekt. Das Interesse ist auch in Deutschland geweckt: Ginge es nach Politiker Franz-Josef Jung aus Leichlingen bei Köln, würde seine bergische Heimatstadt Vorreiter.

»Wenn demnächst London und schon seit einiger Zeit auch Neapel auf diese Weise massiv gegen das Hundekotproblem vorgeht, warum sollte das dann nicht in deutschen Städten funktionieren?«, fragt Jung, Fraktionschef der Bürgerliste. Wenn es trotz Bußgeldern, Appellen und Kampagnen nicht zu einer Verbesserung komme, sollten Hundehalter einen Speichelabstrich ihrer vierbeinigen Freunde abgeben. Damit könne man eine Datenbank aufbauen, die Täter mittels Haufenprobe überführen und dann deren Besitzer zur Kasse bitten. Saftig und abschreckend.

Vielen Bürgern landauf landab stinkt es gewaltig. »In den Kommunen wird das Hundekotproblem als größeres Ärgernis beschrieben. Das Thema der DNA-Analsye kommt immer wieder hoch«, sagt Ulrich Mohn vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Der Aufbau einer Datenbank sei allerdings aufwendig. Große Hoffnungen auf eine bundesweite, flächendeckende Lösung hat der Verband daher nicht. »Aber dass einige Kommunen vorangehen wollen und dezentral so etwas ausprobieren, verfolgen wir mit Interesse.«

Handlungsbedarf sieht man in vielen Städten und Gemeinden - da ist Jung aus Leichlingen mitnichten der einzige. »Eltern beklagen sich, weil ihre Kinder mit den Rollern im Hundekot am Wegesrand landen oder weil die Kleinen auf dem Spielplatz mit den Händen im Sand in einen Haufen greifen.« Sein Vorstoß im Stadtrat, eine DNA-Datenbank zu prüfen, hat auch damit zu tun: »Da sitzt ein Herr um die 80 abends auf einem Spielplatz und siebt Kot-Krümel aus dem Sand, damit die Kinder morgens ekelfrei spielen können.«

Auch Hundehalter sagen, sie würden bei einer Datenbank mitmachen. Monika Jansen begründet das so: »Die Leute auf frischer Tat zu ertappen ist schwierig.« Sie selbst beseitige das Geschäft ihres Hundes ausnahmslos - zum Beweis hebt sie mehrere Kotbeutel in die Höhe. »Ein DNA-Verfahren wäre super«, findet auch Polina Mayorova, Mutter eines einjährigen Jungen. »Mit dem Kinderwagen bin ich voll in einen Haufen reingefahren, das ist so ekelig. Wer überführt wird, sollte viel zahlen. Strafen disziplinieren.«

Biologe Andreas Wende aus dem bergischen Burscheid bietet ein solches DNA-Verfahren an und ist nach eigenen Worten schon mit mehreren Kommunen im Gespräch. »Aktiv praktiziert wird das DNA-Verfahren in Deutschland noch nicht, aber das Interesse ist da.« Wie es funktioniert? »Wir bevorzugen einen Maul-Abstrich und isolieren daraus DNA«, erklärt Mende. Aus einer Haufen-Probe werde ebenfalls DNA extrahiert und verglichen. Mit hoher Trefferquote lasse sich der Täter so ermitteln. Kosten: 70 bis 80 Euro pro Hund für die Datenbank-Anlage. Und dieselbe Summe für eine Exkremente-Analyse, Einsammeln inklusive.

»Wir wollen anbieten, dass die Stadt den DNA-Abgleich nur bei Überführung des Übeltäters zahlt - und diese Kosten bekommt sie dann über das Bußgeld wieder mehr als rein«, sagt Mende. Bei den Kommunen gebe es aber Bedenken, ob man Hundebesitzer zur DNA-Abgabe verpflichten dürfe.

Die Kommunen hätten durchaus die Möglichkeit, das vorzuschreiben, meint Rechtsexperte Mohn vom Städte- und Gemeindebund. »Wenn man eine solche Maßnahme gut begründen kann und sie verhältnismäßig ist, spricht nichts dagegen. Das kann man im Bereich der kommunalen Selbstverwaltung regeln.« Franz-Josef Jung betont: »Wer Kot nicht beseitigt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und gefährdet die Gesundheit anderer. Wir sollten in die Offensive gehen.« dpa/nd

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