In Prohlis ging die Saat von Pegida und AfD auf

Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Dresden / Täter werfen Molotowcocktails auf bisher ungenutzten Teil einer Schule / 150 Asylsuchende sollten am Freitag einziehen / Eltern protestierten gegen Einzug der Asylsuchenden im Gebäude

  • Lesedauer: 3 Min.

Update 17.35 Uhr: Brandanschlag auf Jugendfreizeitstätte in Sachsen
Auch in Großhartmannsdorf in Mittelsachsen wurde ein Anschlag auf eine geplante Flüchtingsunterkunft verübt. Bereits am 3. Oktober schlugen Unbekannte die Fenster der Jugendfreizeitstätte Teichmühle ein und warfen mutmaßlich mit Brandbeschleuniger getränkte und entzündete Holzlatten in das Gebäude. Das bestätigten Vertreter des Vereins »Kinderland Sachsen«, der die Teichmühle vom Freistaat gemietet hat, auf Nachfrage der »Freien Presse«. Da die Polizei den Vorfall nicht vermeldet hatte, wurde der Anschlag erst jetzt bekannt. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen. Das Gebäude ist nicht mehr nutzbar. Die Teichmühle war als Unterkunft für allein reisende, minderjährige Asylbewerber vorgesehen.

In Prohlis ging die Saat von Pegida und AfD auf

Dresden. Auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Dresden ist ein Brandanschlag verübt worden. Wie das für derartige Straftaten zuständige Operative Abwehrzentrum (OAZ) mitteilte, warfen Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch vier Molotowcocktails auf ein leerstehendes Gebäude auf dem Gelände einer Grundschule im Stadtteil Prohlis, das von der Stadt zur Unterbringung von Asylbewerbern genutzt werden soll. Bereits am Freitag sollten 150 Geflüchtete dort einziehen.

Es sei Sachschaden entstanden. Den Tätern sei es aber nicht gelungen, das Gebäude in Brand zu stecken. Die Polizei sucht nach Zeugen. Ermittelt werde in alle Richtungen. »Ein rechtspolitisch motivierter Hintergrund der Tat ist jedoch sehr wahrscheinlich«, heißt es in einer Erklärung des OAZ.

Um die Einrichtung der neuen Asylbewerberunterkunft wird seit Tagen heftig gestritten. Grund dafür ist, dass das direkt anschließende Haus noch als Grundschule genutzt wird. Dieser Gebäudeteil war aber offenbar nicht Ziel der Angreifer und wurde nicht beschädigt.

Die Stadt hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass in den Herbstferien etwa 150 Flüchtlinge in dem derzeit nicht genutzten Gebäudeteil der Schule untergebracht werden. Dieser steht bis zum Sommer 2016 leer. Mehrfach versicherte die Stadtverwaltung, dass der Schulbetrieb durch die Flüchtlingsunterkunft nicht beeinträchtigt werden soll. Noch ist offen, wann die ersten Asylbewerber einziehen werden.

Medienberichten zufolge hatten zahlreiche Eltern in den vergangenen Tagen Protest gegen die Pläne eingelegt. Nach Informationen des MDR erschienen nach dem Aufruf einer Elterninitiative am Mittwoch 220 von 245 Kindern nicht zum Unterricht. Ein Sprecher sagte dem Sender, der Aufruf gelte auch noch für die folgenden Tage.

Als »beschämend und widerlich« verurteilte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) den Brandanschlag in eienr ersten Reaktion. Der Anschlag sei durch nichts zu rechtfertigen, erklärte er am Mittwoch. Damit sei eine Grenze überschritten. Er warne auch diejenigen, »die vielleicht heimlich Beifall klatschen«. Der Schaden für die Stadt sei weit größer, »als kaputte Türen und Fensterscheiben«. Er werde es nicht hinnehmen, »dass fremdenfeindliche und rassistische Anschläge das Klima in unserer Stadt vergiften«.

Die LINKEN-Landtagsabgeordnete und Dresdner Stadträtin Annekatrin Klepsch nannte den Anschlag ein »Zeichen feigen Rassismus«. Die Landeshauptstadt dürfe sich dem fremdenfeindlichen Protest nicht beugen. »Inzwischen scheinen bei einigen Menschen sämtliche Hemmungen gefallen zu sein. Hier geht die von Pegida und AfD ausgestreute Saat auf«, warnte der LINKEN-Politiker André Schollbach. Agenturen/nd

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