Ein Wort betasten: Heimat

»Medea« von Euripides am Vogtlandtheater Plauen-Zwickau und am Düsseldorfer Schauspielhaus

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Nimm alle Schauspielerinnen zusammen, oder nur zwei, Jana Schulz und Else Hennig - sie ist nicht zu packen, sie erscheint auf jeder Bühne als das, was sie bleibt: ein Modellfall des Unbegreiflichen. Medea. Mutter. Mörderin. Monster. Mitleidgeschöpf. Mondäne. Megäre. Steht da wie ein zerknacktes Rückgrat. Oder gekrümmt wie Fleisch, das sich im Fegefeuer aufbiegt. Wie sie würgt am eigenen Klagen! Holt sich Wort für Wort auf die Zunge, um ein jedes mit den Zähnen zu reißen und uns entgegenzuspeien. Worte wie etwas blutiges Rohes. Schreie, dass selbst grausamste Folterinstrumente neidisch einander zuraunen würden: Hört nur, welch Quälmeister ist da am Werke?!

Ja, das ist Medea. Vom Ehemann Jason verstoßen, ermordet sie die beiden Kinder. Das Stück von Euripides, jetzt am Düsseldorfer Schauspielhaus, mit Jana Schulz, und am Vogtlandtheater Plauen-Zwickau, mit Else Hennig. Bei Schulz denke ich an Tollwut, bei Hennig an Tapferkeit. Theater in...


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