Tote nach türkischem Angriff auf Kurden in Syrien und Irak

24 Kämpfer der Miliz YPG und der PKK bei Bombardement getötet / Erdogans Armee traf offenbar auch Medienzentrum und Radiostationen

  • Lesedauer: 3 Min.

Istanbul. Bei türkischen Luftangriffen auf Kurdenstellungen im Norden Syriens und Iraks sind Aktivisten zufolge mehrere Menschen getötet worden. Die Jets bombardierten die mit den USA verbündete Kurden-Miliz YPG sowie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag meldete. Die syrische Kurdenmiliz YPG erklärte, ein Medienzentrum sei getroffen worden. Dabei seien Kämpfer getötet und verletzt worden. Die türkische Armee bestätigte am frühen Dienstagmorgen die Luftangriffe. Mittlerweile ist von insgesamt 24 Toten die Rede.

Darüber hinaus sollen zwei Radiostationen bombadiert worden seien: die Stimme Rojavas (Rojava FM) und Çıra Radio. Mehrere Angestellte der Stimme Rojavas seien ums Leben gekommen, heißt es.

In jüngster Vergangenheit sind tausende Jesiden in das Sinjar-Gebirge zurückgekehrt. Die Mehrzahl von ihnen lebt in Dörfern und Städten in der Nähe der kurdischen Stellungen. Sie sind nach Ansicht der Nichtregierungsorganisation Yazda direkt von den neuesten Kampfhandlungen bedroht.

Die YPG ist in Syrien wichtigster Partner des Westens im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Jets der US-geführten internationalen Koalition unterstützen eine von der YPG angeführte Offensive auf die IS-Hochburg Al-Rakka. Die Miliz kontrolliert im Norden Syriens zudem große Teile der Grenze zur Türkei. Ankara sieht in der Kurdenmiliz einen Ableger der PKK und bekämpft sie deshalb mit äußerster Brutalität.

Die türkische Armee bestätigte in einer Mitteilung, sie habe am frühen Dienstagmorgen Luftangriffe auf die PKK »und die Verlängerungen dieser Organisation in Syrien und in Irak« geflogen. Ziel sei die »Zerstörung dieser Terrornester« in Nordostsyrien und im Nordirak gewesen. Die Ziele seien präzise getroffen worden.

Von den angegriffenen Regionen aus kämen Terroristen in die Türkei und brächten Waffen und Sprengstoff ins Land, teilten die Streitkräfte weiter mit. Durch diese Terroristen würden Anschläge in der Türkei verübt. Zuletzt sei das bei einem Anschlag auf eine Polizeistation in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir der Fall gewesen, bei dem vor zwei Wochen drei Menschen getötet worden waren. Dazu hatte sich die PKK bekannt.

Der Chef der syrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim, warf der Türkei vor, Terroristen zu unterstützen. »Anstatt den IS anzugreifen, attackiert die Türkei diejenigen, die gegen die Terroristen kämpfen«, sagte er der »Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung« (NRZ). Die internationale Koalition dürfe diese Angriffe nicht stillschweigend akzeptieren. Die YPG gilt als bewaffneter Arm der PYD. Agenturen/nd

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