Tennis Borussia streitet um Regenbogenfahne

Vorstand des Berliner Traditionsvereins lehnt Aufhängen der Flagge trotz Beschluss der Mitgliederversammlung ab

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 3 Min.

Aktive Fans von Tennis Borussia Berlin streiten sich mit dem Vereinsvorstand seit Monaten über das Aufhängen einer Regenbogenfahne. Der vorläufige Höhepunkt der Auseinandersetzung ereignete sich während des Heimspiels am vergangenen Sonntag gegen den SV Altlüdersdorf. Anhänger des Berliner Traditionsclubs hissten eine Flagge, die das Vereinslogo vor dem Hintergrund der Regenbogenfahne zeigt. Mitarbeiter eines von der Vereinsleitung angeheuerten Sicherheitsdienstleisters versuchten daraufhin, diese zu entfernen. Sie scheiterten, weil sich mehrere Stadionbesucher schützend vor dem Fahnenmast positionierten, wie die Fans berichten. Doch der eigentliche Streit um die Regenbogenfahne fing lange vor dem Spiel an.

Bereits im September letzten Jahres hatten die Regisseure des Projektes »God save TeBe«, ein Film über den Traditionsclub Tennis Borussia Berlin (TeBe), dem Verein die Anschaffung von drei neuen Flaggen aus den überschüssigen Einnahmen der Produktion angeboten. Eine der Flaggen sollte im Hintergrund die Regenbogenfarben, im Vordergrund das Vereinslogo zeigen. Die Regenbogenfahne sollte als Zeichen von Respekt und Vielfalt für das langjährige Engagement der Fans von Tennis Borussia gegen Homophobie im Fußball den schon lange verwaisten Fahnenmast vor dem Block E schmücken. Genau diese Flagge sorgte nun für Ärger.

Der Vorschlag der beiden Filmemacher, dem Verein die Flaggen zu schenken, wurde im Vorstand zunächst kontrovers diskutiert. Daraufhin sollte die Mitgliederversammlung entscheiden. Im Dezember 2016 votierten die Mitglieder von Tennis Borussia dafür, eine Flagge mit dem Vereinslogo und den Regenbogenfarben im Stadion aufzuhängen. Als dann aber ein öffentlicher Termin für die Übergabe der Fahnen in Anwesenheit der Filmemacher vereinbart werden sollte, ruderte der Vorstand zurück. Mit dem Hinweis, die Neutralitätspflicht des Vereins könne verletzt werden, lehnte das Gremium den Vorschlag der Mitgliederversammlung ab. Nach Auffassung des Vorstands handele es sich bei dem Beschluss lediglich um eine Empfehlung ohne bindende Wirkung.

Ein solches Verhalten sei »ein gefährliches Signal in Hinblick auf die demokratischen Strukturen unseres Vereins«, schrieb die »Abteilung aktive Fans« (TBAF) am vergangenen Freitag in einer Erklärung. Sprecherin Constanze Gülle erklärte in Bezug auf die Entscheidung der Vereinsführung: »Der Einsatz für Verständigung und Vielfalt ist wesentlicher Bestandteil der Historie unseres Vereins. Dass die Pflege dieser Werte und obendrein ein demokratisches Votum durch den aktuellen Vorstand massiv torpediert wird, halten wir für beschämend.« Weiterhin erklärte sie: »Sie konterkariert damit die bisherige Wahrnehmung des Vereins als Vorreiter im Kampf um ein respektvolles Miteinander und fällt weit hinter gesellschaftlich längst überwundene Positionen zurück.« Die Initiative »Fußballfans gegen Homophobie« nahm ihren Ursprung bei den Fans von Tennis Borussia und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Die TeBe-Fans hissten die Flagge nun trotzdem bei den letzten beiden Heimspielen ihres Vereins – auch gegen den Willen des Vorstandes. Sie kündigten an, dies auch in der neuen Saison zu tun.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal