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Erleuchtung auf der Bank der Opposition

Nord-SPD fordert mehr Geld für Grundschullehrer

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Karin Prien, Schleswig-Holsteins neue Bildungsministerin in der Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen, hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Grundschulbildung zu verbessern. Aus Sicht der CDU-Politikerin wird es Zeit, sich von der bisherigen »Kuschelpädagogik« zu verabschieden, dafür den Fokus aber wieder mehr auf den Leistungsgedanken zu setzen. Eine Angleichung der Bezahlung für Grundschullehrkräfte hat bei Prien zunächst keine Priorität. Für die Gewerkschaft GEW ist das ein großes Ärgernis, und die SPD stimmt in den Protest ein.

Die Ministerin klopft sich nach einem halben Jahr Regierungsverantwortung auf die Schultern. Und mit einem Grundschulkongress am Dienstag in Damp will sie noch einmal ein Signal setzen. »Mehr Qualität, mehr Stellen und bessere Arbeitsbedingungen«, lautet Priens Credo. Ab dem Schuljahr 2018/19 will die Ministerin für alle Erstklässler eine weitere Unterrichtsstunde einführen, ab Schuljahr 2019/20 soll dies auch für die Zweitklässler gelten.

Von einer besseren Vergütung der Grundschullehrkräfte ist nicht die Rede. Berlin und Brandenburg haben sich gerade darauf verständigt, die Bezahlung von Grundschulpädagogen und Lehrkräften an weiterführenden Schulen anzugleichen - statt der bisherigen Gehaltsstufe A 12 soll ab 2019 auch an Grundschulen die Gehaltstufe A 13 gelten. Das ist bundesweit einmalig, auch in Schleswig-Holstein wird nach A 12 bezahlt. In Brandenburg steht für den Wechsel die SPD-Ministerin Britta Ernst, die bis zum Frühsommer 2017, also bis zur Abwahl des Kabinetts Albig, Schulministerin in Schleswig-Holstein war.

Dem SPD-geführten Kabinett Albig habe es seinerzeit an Geld für die Angleichung der Besoldung gefehlt, erklärt SPD-Bildungsexperte Martin Habersaat dazu. Jetzt jedoch habe auch Schleswig-Holstein größere finanzielle Spielräume. Bei 3100 Grundschullehrern würden sieben Millionen Euro benötigt, rechnen die Sozialdemokraten vor. »Besser spät als nie«, begrüßte GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer die Tatsache, dass die SPD sich nun endlich der Gewerkschaftsforderung anschließt. Schauer nimmt die neue Jamaika-Regierung bei der Besoldungsgerechtigkeit in die Pflicht: »Nur mit einem Brief an die Kultusministerkonferenz mit einem Plädoyer für eine bundeseinheitliche Regelung ist es nicht getan«, sagt der GEW-Sprecher.

Auch die strengeren Anforderungen in Sachen Schönschrift, höhere Anforderungen beim Sprachschatz und die Abkehr von der Lernmethode »Lesen durch Schreiben« kritisieren GEW und SPD. Deren Experte Habersaat spricht von einem antiquierten Leitbild und Retro-Pädagogik: »Die Zukunft der Grundschule ist nicht 1955.« Auch sei die Lücke bei der Unterrichtsversorgung größer als dargestellt, weil bisher unbesetzte und falsch besetzte Stellen zur rechnerischen Deckung des Stunden-Solls herangezogen wurden. Habersaat will das Thema rasch ins Landtagsplenum bringen.

Die Grünen entgegnen der Kritik, man schaffe haushaltspolitisch mehr Lehrerstellen. Die CDU hält der SPD vor, sie habe in ihrer zuletzt eigenen fünfjährigen Regierungsverantwortung all ihre jetzigen Forderungen nicht umgesetzt und etwa das Thema Lehrerbedarfsanalyse nicht angepackt.

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