Das Warten auf den Ball hat ein Ende

Mattias Zachrisson wurde in Schwedens Handballnationalteam in den Rückraum versetzt. Sein Berliner Klubtrainer hält erfolgreich daran fest

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

Mattias Zachrisson ist einer von 2000 Schweden in Berlin und vielleicht einer der Bekanntesten von ihnen. Der 27-Jährige sorgt bei den Berliner Handballern regelmäßig für gute Stimmung, und an diesem Mittwoch will er die Fans im Spitzenspiel des DHB-Pokalviertelfinals gegen den SC Magdeburg in der Max-Schmeling-Halle erneut jubeln lassen. In den vergangenen drei Spielen wuchtete Zachrisson den Gegnern aus Leipzig, Lemgo und dem spanischen Anataitasuna (im EHF-Cup) insgesamt 17 Mal den Ball ins Netz.

Der Kreisläufer unterschrieb vor fünf Jahren einen Vertrag bei den Berlinern, den er jetzt noch einmal bis 2022 verlängert hat. »Ich freue mich auf die nächsten vier Jahre, denn bei den Füchsen fühle ich mich wohl, und Berlin ist eine geile Stadt«, begründet Zachrisson seinen Daueraufenthalt an der Spree. Mit Frau und Kind hat er es sich in Prenzlauer Berg gemütlich eingerichtet. »In Schweden wohnen wir in Eskilstuna. Dort fahren wir nur in der Sommerpause hin, sonst fehlt dafür die Zeit«, erklärt Zachrisson, der nicht nur für die Füchse sondern auch für den Vizeeuropameister Schweden viele Tore wirft.

In Berlin setzte ihn einst Ex-Trainer Dagur Sigurdsson als Rechtsaußen ein. Auf dieser Position wirbelte er bis zur Europameisterschaft im Januar. In Kroatien schob ihn Schwedens Trainer Kristjan Andersson aber in den rechten Rückraum und dort spielte Zachrisson groß auf. Berlins Coach Velimir Petkovic ist das vor dem Fernseher nicht entgangen. »Also habe ich ihn auch bei uns in den Rückraum geholt«, verrät Petkovic. Zachrisson schlug ein. In den bisherigen Bundesligaspielen seit der EM wirft er nicht nur reichlich Tore, er übernahm gelegentlich auch als Spielmacher komplett das Kommando. »Die Position im rechten Rückraum oder auf Rückraum Mitte macht mir mehr Spaß, als manchmal fünf Minuten auf der rechten Außenposition zu stehen, ohne einmal den Ball zu bekommen«, sagt er geradeheraus. »Als Spielmacher wird Matti die Ausnahme bleiben, aber im Rückraum ist er stark. Das ist seine Position«, legte sich Velimir Petkovic jüngst für die Zukunft fest.

Bereits mit fünf Jahren warf der kleine Matti in seiner Geburtsstadt Västeras Handbälle durch die Gegend. Der Frühstart lag auf der Hand, denn Mutter Lena spielte in Schwedens Nationalmannschaft, und der Vater war für Irsta Vestäras aktiv. Da aber die Winter lang waren und daher Eishockey bei Mädchen und Jungen beliebter ist, »begann ich, mit sieben erst mal Eishockey zu spielen«, erklärt Zachrisson. Bis er 16 war, versuchte er sich in beiden Sportarten parallel - nicht ohne Erfolg. Sowohl im Handball als auch im Eishockey zählte er zu den Juniorenauswahlmannschaften des Landes. »Dann konzentrierte ich mich auf den Handball. Was wohl die richtige Entscheidung war«, glaubt er heute.

Vor fünf Jahren war er mit seinen Landsleuten Frederik Petersen und Jesper Nielsen gemeinsam nach Berlin gekommen, inzwischen vertritt er die schwedische Krone bei den Füchsen allein. »Am Anfang war es recht günstig, die Jungs an meiner Seite zu haben. Ich konnte noch kein Deutsch. Inzwischen haben ich es gut gelernt und komme alleine klar«, sagte Zachrisson in fließendem Deutsch.

Nicht nur sprachlich hat er sich enorm entwickelt. Mit den Füchsen gewann er in den Jahren den EHF-Pokal, den DHB-Pokal, spielte sogar Champions League. Ein großer Wunsch aber blieb bislang unerfüllt: »einmal Deutscher Meister werden«. Der Rückstand auf die Spitzenreiter beträgt nur zwei Minuspunkte, und die Rhein-Neckar Löwen müssen am 13. Mai noch mal nach Berlin. Eine Woche vorher steigt das Final Four im Pokal. Ein Sieg jetzt gegen Magdeburg, und Zachrisson könnte sogar weiter vom Double träumen.

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