Den Fußball durchorgeln

  • Lesedauer: 2 Min.

Obwohl ja bekanntlich der Passivkonsum des Ledertretsports schon länger parareligiöse Züge aufweist, schien man bisher in Kirchengebäuden doch sicher zu sein vor der alle zwei Jahre einsetzenden Verfußballung des privaten wie öffentlichen Lebens. Doch diese Gewissheit ist nun nicht mehr: Bis Anfang Juli lädt der Stummfilmpianist Stephan von Bothmer jeweils montags und dienstags in die evangelische Zwölf-Apostel-Kirche nach Berlin-Schöneberg zum »Public Viewing ohne nervige Moderatoren«. Stattdessen werden dort die Bilder aus Russland mit »dramatischer Live-Filmmusik«, begleitet, kündigt sein Management an.

Während das Fußballspiel auf der großen Leinwand ohne Ton läuft, begleitet der Pianist die Bilder synchron an der Orgel. In der Gruppenphase werden die 20-Uhr-Spiele gezeigt, von den Achtelfinals, die auf einen Montag oder Dienstag fallen, diejenigen um 16 und um 20 Uhr. Darunter werde auch das deutsche Achtelfinale sein, wenn es die deutsche Elf soweit schafft. Die Konzerte beginnen jeweils eine Viertelstunde vor dem Anpfiff. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.

Weitere Fußballkonzerte wird der Stummfilmpianist am 23. Juni zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele geben, da spielt Deutschland gegen Schweden. Zudem will er am 27. Juni vor Insassen in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit das Spiel Deutschland gegen Südkorea musikalisch begleiten - nur für Insassen. Der 47-jährige Pianist und Komponist widmet sich vor allem der Vertonung von Stummfilmen. 2004 startete er seine »Stummfilmkonzerte« in der Kreuzberger Passionskirche. epd/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal