Lira-Larifari

Kurt Stenger über instabile Währungen in Schwellenländern

Tequila-Krise, Tiger-Krise, Rubel-Krise - man fühlt sich an das Ende der 1990er Jahre erinnert, als viele Schwellenländer in einen Strudel aus Währungsverfall, Überschuldung und Rezession gerieten. Auch wenn die Türkei ein Spezialfall ist und jede Zeit ihre Besonderheiten (wie etwa einen Donald Trump) hat, in einem Punkt ist es wie vor 20 Jahren: Die Finanzmärkte sind in der Lage, Staaten in monetäre Krisen zu stürzen. Die G20-Regulierungen nach der Lehman-Pleite von 2008 waren zu moderat, sie werden nicht überall befolgt und etwa in den USA schon wieder gelockert.

Klammheimliche Freude, dass es diesmal einen Despoten à la Recep Tayyip Erdogan trifft, ist fehl am Platze. Letztlich stärken ihn die Börsenturbulenzen innenpolitisch, schüren sie doch Nationalismus gegen Attacken von außen. Sie befördern nicht die Einsicht, dass jahrelang eine falsche Politik betrieben wurde, die die Wirtschaft mit Kredit- und Immobilienblasen boomen ließ.

Jedes Land braucht ein gewisses Maß stabiler monetärer Verhältnisse, denn Krisen treffen nicht die Regierungen, sondern die einfachen Leute. Daher sollten sich die Wechselkurse zu den Weltwährungen in einem bestimmten Korridor bewegen. Das würde Spekulanten abschrecken und die Übertreibungen der Märkte verhindern. Auch müssten Leistungsbilanzdefizite wie -überschüsse international überwacht und vermieden werden, denn letztlich sind es solche Ungleichgewichte, die Probleme wie jetzt in vielen Schwellenländern auslösen. Und dann gäbe es auch das Lira-Börsenlarifari nicht.

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