Militarist

Personalie

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt einige Themen, von denen sich Japanerinnen und Japaner wünschen, dass sich ihre Regierung ihrer annimmt: Bei Umfragen landen Arbeitsmarktreformen, die Benachteiligung von Frauen, der Fachkräftemangel und Investitionen auf den vorderen Plätzen. Die Abkehr von der pazifistischen Verfassung des Landes sehen hingegen nur acht Prozent der Bevölkerung als ein dringendes Thema an, so die japanische Zeitung »Asahi« vor Kurzem. Für Premierminister Shinzō Abe ist sie hingegen das wichtigste Ziel. Eine japanische Armee soll sein Vermächtnis werden.

Mit 70 Prozent der Stimmen wurde Abe am Donnerstag als Vorsitzender seiner Liberaldemokratischen Partei bestätigt. Erst im Frühjahr hatte die Partei die Regularien geändert und so Abe eine vierte Amtszeit ermöglicht. Da in Japan traditionell der Parteivorsitzende der Regierungspartei auch Premierminister ist, kann der 63-Jährige somit die volle Legislaturperiode das Amt innehalten. Abe dürfte so der am längsten regierende Premier in der Geschichte Japans werden.

Schon während seiner ersten Amtszeit von 2006 bis 2007 - mit 52 Jahren wurde er damals jüngster Premier Japans - versuchte sich Abe an der Verfassungsänderung. Der Premier stammt aus einer Politikerfamilie, sein Vater war japanischer Außenminister, sein Opa Abgeordneter. Abe selbst gab einmal an, dass es die Kriegsverbrechervorwürfe gegen seinen Uropa gewesen waren, der als General in der kaiserlichen Armee diente, die ihn in seinen konservativen Überzeugungen festigten. Abes Opa mütterlicherseits war der frühere Premier Nobusuke Kishi, der von 1957 bis 1960 im Amt eine antikommunistische Politik betrieb.

Abe ist vor allem wegen seines radikalen Wirtschaftsprogramms »Abenomics« berüchtigt, mit dem er seit Beginn seiner zweiten Amtszeit 2012 mit einer Geldschwemme und Deregulierungen die mehr als zwei Jahrzehnte anhaltende Wirtschaftskrise durchbrechen will. Davon kommt beim Gros der Bevölkerung nur wenig an. Das ist für Abe aber auch zweitrangig, solange Japan unternehmerfreundlich und gut gerüstet ist.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal