Werbung

Gebt ihr den Friedensnobelpreis!

Greta Thunberg sollte den Preis schon deshalb erhalten, damit ihn nicht Kim und Trump kriegen, meint Bernd Zeller

  • Bernd Zeller
  • Lesedauer: 3 Min.

Unser heutiger Bericht gibt eine Hilfe bei der Bildung einer eigenen Meinung darüber, ob Teilzeitschulverweigerungsaktivistin Greta Thunberg den Friedensnobelpreis kriegen soll.

Spöttisch könnte man sagen, je mehr sie die Schule schwänzt, desto weiter entfernt ist sie davon, einen anderen Nobelpreis zu gewinnen. Aber ohne Einsatz für Frieden und Klima nützen nun mal die besten Forschungen nichts.

Greta Thunberg ist Anführerin oder Inspirationsgeberin einer Jugendbewegung, die gewaltlos und unbewaffnet ist. Dies allein ist schon eine auszeichnungswürdige Sensation und neu in der Geschichte. Würde sie damit einen Trend auslösen, wir alle würden zusammenlegen und ihr das Preisgeld ersatzweise auszahlen, falls sie nicht den Nobelpreis gewinnt.

Aber auch das Schulschwänzen selbst ist ein antimilitaristischer Akt, denn wir sollten nicht vergessen, dass die Schulpflicht eingeführt wurde, damit die preußische Armee Soldaten bekommt, die lesen können. Manche meinen, dies wäre auch für die Bundeswehr von Vorteil, aber was für die Armee gut ist, nützt nicht unbedingt dem Erhalt des Friedens, und die Soldaten sollen auch nicht klüger sein als die Verteidigungsministerin. Andererseits könnten sie in diesem Falle schon wieder als deren Berater verpflichtet werden, was das Budget entlasten würde und deshalb keinen Sinn hätte. Der Frieden wäre erst gesichert, wenn die Soldaten für das Klima in den Ausstand treten. Diese Fähigkeit zu Schulzeiten erworben zu haben, vollendet das Konzept einer Freiwilligenarmee.

Unsere Schüler bringen immerhin noch so viel Optimismus mit, dass sie an vier Tagen pro Woche die Schule frequentieren für die Eventualität, dass es doch einen Sinn hat und ihre Zukunft gerettet wird.

Wie sich dann die Fehltage auswirken, das ist der zentrale Punkt bei der Bewertung der Aktion. Das Schwänzen dürfte unproblematisch sein; wir haben den Punkt erreicht, ab dem man mehr lernt, wenn man nicht zur Schule geht. Dennoch sagen die Befürworter des zukunftsbewussten Freitagsschwänzens, dass gerade die durch die Rechtsübertretung erzeugte Aufmerksamkeit ein Umdenken in Politik und Gesellschaft auslösen könnte, und dies trifft zu.

Würden die Schulkinder am Wochenende aus Protest auf Konsum und Stromverbrauch verzichten, wäre sie total retro und so was von 80er, frühe Grüne, Ökolangweiler. Aber Ungehorsam gegen Schulpflicht üben, das ist wild und gefährlich gegen die Generation der Herrschenden, die auch gern so gewesen wären und sich wieder jung fühlen, indem sie zum Beispiel wie der Herr Bundespräsident sich an den Ort der größeren Demonstration fliegen lassen, um Unterstützung zu bekunden und Fotos mit jungen Menschen machen zu lassen, die auf Wahlveranstaltungen nicht anzutreffen wären. Oder indem sie wie einige Schulpolitiker die Demonstration zum Unterrichtsstoff erklären, so dass die Schüler keinen Ärger kriegen.

Die Schüler sind zu jung, um sich daran zu erinnern, dass der Herr Bundespräsident an den Sozialreformen beteiligt war, die unter anderem in dem Ruf stehen, Bildungsferne zu verfestigen, so dass er sich vielleicht nur über den Fortschritt seiner Bemühungen ein Bild machen möchte. Und wenn die Landespolitiker offiziell den Unterricht auf die Demonstration verlagern, entfällt eigentlich der Gehalt an Protest, der die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit generieren sollte. Doch da wir eine Gewaltenteilung zwischen Politik und Presse haben, werden die Schüler davon nichts mitkriegen.

Greta Thunberg ist noch jung und könnte das Geld gut gebrauchen. Jemand muss den Preis schließlich kriegen, andere Kandidaten wären nur Kim Jong-un und Donald Trump, weil sie das Gipfeltreffen USA-Nordkorea abgebrochen haben, ohne dass der Korea-Krieg wieder aufgeflammt ist. Aber beide haben das Geld nicht nötig, und der Nachteil wäre ohnehin, dass zu diesem Preisträgerduo Trump gehören würde.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal