Enttäuschtes, ratloses Land

Vor 40 Jahren errangen die Sandinisten in Nicaragua die Macht. Inzwischen bröckelt der Rückhalt

  • Juri Weber, Managua
  • Lesedauer: ca. 7.5 Min.

Diese Ruhe. Unser Taxi gleitet durch menschenleere Straßen im abendlichen Managua. Es ist 22 Uhr, und diese Stille ist untypisch für das mittelamerikanische Land. Dort beginnt das Leben auf den Straßen eigentlich erst so richtig nach Sonnenuntergang.

»Oh ja, das ist jetzt immer so«, versichert der Taxifahrer, den wir über einen privaten Kontakt vermittelt bekommen haben, »die Menschen haben Angst. Abends geht hier niemand mehr auf die Straße.«

Seit den Protesten im April 2018 herrscht in den Städten Nicaraguas diese eigenartige Ruhe. Eine Ruhe, die die Regierung durch Anti-Terrorgesetze erzwungen hat. Hohe Gefängnisstrafen drohen für die Teilnahme an Demonstrationen. Im Februar wurden zwei Bauern zu 216 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie die Proteste angeführt haben sollen. Allein für den Verkauf der blau-weißen Landesflagge sind Händler zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Denn Blau und Weiß sind die Farben des Widersta...


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