BER soll trotz Corona für Boom sorgen

Immobilienentwickler glauben weiter an Wachstum durch neuen Hauptstadtflughafen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir sind zuversichtlich bei einem bestehenden und gewachsenen Standort wie Adlershof«, sagt Mareike Lechner, Vorständin des Berliner Projektentwicklers Immobilien-Experten-AG, bei einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch. Immerhin hat ihr Unternehmen einige Bauvorhaben in Berlin-Adlershof in der Mache - zumal im Umfeld des neuen Hauptstadtflughafens BER, der am 31. Oktober eröffnen soll und der finanziell durch die Corona-Pandemie schwer ins Trudeln gekommen ist. Dazu gehört ein großes Konferenz- und Tagungshotel mit 380 Zimmern direkt am S-Bahnhof Adlershof sowie nebenan das OfficeLab-Campus Adlershof mit 26 000 Quadratmetern Mietfläche. »Wir stehen in engem Kontakt mit dem Hotelbetreiber«. so Lechner. Der gehe davon aus, dass 2023, spätestens 2024 wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht werden kann.

Ob ihre Zuversicht berechtigt ist, wird die Zeit zeigen. Immerhin ist der Flugverkehr massiv eingebrochen und ob vor allem der Geschäftsreiseverkehr überhaupt wieder an alte Werte anknüpfen wird können, muss sich noch zeigen. Denn Firmen haben erkannt, dass so manches persönliche Meeting durchaus durch Videokonferenzen ersetzbar ist.

Rote Brause - der Berlin-Podcast

Was war letzte Woche noch mal wichtig in Berlin? Plop und Zisch! Aufgemacht! Der Podcast „Rote Brause“ liefert dir alle wichtigen News aus der Hauptstadtregion in nur 15 Minuten. 

»Ich gehe davon aus, dass sich viele Dinge einpendeln«, sagt Lechner auch über den Büromarkt. »Dass der eine oder andere Interessent seine Mietanfrage zurückgestellt hat, ist der Fall. Zurückgestellt ist aber nicht zurückgezogen«, erklärt die Projektentwicklerin. Bis vor zwei Jahren seien fast ausschließlich Flächen für Großraumbüros angefragt worden. »Ich will nicht ausschließen, dass der Trend wieder mehr Richtung Einzelbüro geht«, so Lechner. »Unsere Fenster lassen sich aber immer öffnen«, erklärt sie. Auch das sei in der jetzigen Zeit ein wichtiger Punkt für Mieter. Auch Clemens Rapp, Geschäftsführer von FAY Projects, glaubt weiter an den Flughafen. Direkt an der Autobahnausfahrt zum BER war zu Monatsbeginn Baustart für Flexgate, einen Bürokomplex mit knapp 15 000 Quadratmetern Mietfläche. Die Fertigstellung ist für Juli 2022 geplant. Nettokalt wird der Quadratmeter ab 14,50 Euro zu haben sein. Bisher konnten für rund ein Sechstel der Flächen bereits Mieter gefunden werden. »Es gibt einen Nachfrageüberhang«, berichtet Rapp, allerdings berichtet auch er über geänderte Flächenkonzepte. »Es gibt einen Corona-Grundriss«, sagt er. Mehr Einzelräume, weniger Großraumbüros. Auch gebe es nicht mehr den einen Mieter, der gleich 5000 oder 6000 Quadratmeter belegt, stattdessen würden kleinere Flächen als »Satelliten« nachgefragt. Er geht von einem Nachfragerückgang in den nächsten 12 Monaten aus. »Aber 2022, 2023 wird sich das wieder normalisieren«, ist Rapp überzeugt.

Und wenn schon der Flughafen BER, wie die Entwickler hoffen, nur eine kleine Schwächephase hat, setzen die Entwickler auf ein weiteres Projekt mit Strahlkraft: die neue E-Autofabrik von Tesla in Grünheide bei Berlin. »Das wird Auswirkungen haben«, freut sich der Treptow-Köpenicker Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD). Rainer Schorr, Geschäftsführer des Entwicklers PRS Family Trust GmbH rechnet mit einer Bodenpreissteigerung von 50 Prozent in der Flughafenregion bis Ende 2021.

»Man darf nicht einfach nur den Boom abfeiern, sondern muss auch Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung für alle Bewohner im Berliner Südosten entwickeln«, fordert Linken-Stadtentwicklungsexpertin Katalin Gennburg. »Das Thema Verdrängung in Treptow-Köpenick muss Chefsache werden«, so das Abgeordnetenhausmitglied zu »nd«.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal