Menschliches und Entmenschlichtes

Münzenberg-Kunstpreis verliehen

  • Inga Dreyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Straßenverkauf in Kolumbien, polnisches Kleinstadtleben: Die Preisträger*innen des Kunstwettbewerbs des Münzenberg-Forums zeigen Einblicke in unterschiedliche Lebenswelten. An diesem Mittwoch um 19 Uhr werden die Preise im Foyer des nd-Gebäudes verliehen. Gleichzeitig wird eine Ausstellung ausgezeichneter Beiträge eröffnet. Seit 2016 werden Preise in den Bereichen Fotografie, Film und Collage für Beiträge vergeben, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen auseinandersetzen.

Der erste Preis in der Kategorie Fotografie geht an Patrick Lohse, der sich mit der Architektur moderner Hafträume beschäftigt. Seine Bilder zeigen nüchterne, steril wirkende Räume, in denen jeder Hinweis auf Menschliches fehlt. Melanie Hübner gewinnt mit ihrer Serie »Paradise Lost« den zweiten Preis. Auch ihre Fotos zeigen menschenleere Welten, die stattdessen von Maschinen verwaltet werden. Ebenfalls einen zweiten Preis bekommt Nikita Teryoshins, der sich mit der Arbeit »Nothing Personal - the Back Office of War« beworben hat, in der er sich mit »sauberer« Rüstungsindustrie auseinandersetzt. Seine Bilder sind auf Rüstungsmessen unter anderem in Polen, Südkorea, Deutschland, Frankreich, China, Russland und den USA entstanden.

Die Wettbewerbskategorien tragen die Titel »Benütze Foto als Waffe!«, »Erobert den Film!« und »Nehmt Scheren!« und beziehen sich auf den Verleger und Produzenten Willi Münzenberg (1889-1940). Er initiierte in den 1920er Jahren die Gründung linker Medienunternehmen, darunter Neuer Deutscher Verlag und Universum Bücherei.

Dem Wettbewerb steht dieses Jahr - als Verweis auf die Pandemie - ein Zitat von Albert Camus aus »Die Pest« voran: »Alle waren sich darin einig, dass die Annehmlichkeiten des früheren Lebens kaum mit einem Schlag zurückkehren würden und dass es leichter sei zu zerstören, als wieder aufzubauen.« Mit der Krise beschäftigt sich etwa die Preisträgerin Natalia Kepesz, die Fotos in ihrem Herkunftsort in Niederschlesien aufnahm. Die ebenfalls prämierte Fotoserie von Raisa Galofre und Marvin Systermans zeigt Straßenverkäufer*innen während des Lockdowns in Kolumbien.

Ausstellung bis 31. Oktober im FMP1. Franz-Mehring-Platz 1, Berlin. Vernissage mit Anmeldung; Infos unter: www.muenzenbergforum.de

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