Linke Kämpfe transnational führen

Auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz wurden am Beispiel Amazon Handlungsräume ausgelotet

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.

Unter dem Motto »Der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein« stand die Rosa-Luxemburg-Konferenz, die am Samstag pandemiebedingt erstmals digital gestreamt wurde. Weil sie auch ins Englische und Spanische übersetzt wurde, hörten zeitweise mehr als 10 000 Interessierte zu. Wie in den vergangenen Jahren wurde die Konferenz federführend von der Tageszeitung »junge Welt« organisiert, 33 linke Gruppen wirkten mit.

Enttäuschend war der Beitrag der Generalsekretärin der Kommunistischen Jugend Venezuelas, Janohi Rosas. Statt über Probleme und Widersprüche in ihrem Land zu berichten, verbreitete sie nur abstrakte Parolen. Dagegen referierte Enrique Ubieta Gómez von der Zeitschrift »Cuba Socialista« sehr lebendig über die Rolle kubanischer Ärzte bei der Bekämpfung der Pandemie, während die USA den Druck auf Kuba und Venezuela massiv verschärften.

Die in marxistische Ökonomin Radhika Desai zeigte sich überzeugt, dass die USA den zweiten Kalten Krieg nun gegen China verliert. Dass die Kanadierin das chinesische System auf dem Weg zum Kommunismus sieht, dürfte strittig sein. Der US-Marxist John Bellamy Foster ging in seinen Vortrag über die Ökologiekrise kritisch auf die vergangenen Sozialismusversuche ein.

Zwischen den Beiträgen gab es Beiträge linker Künstler*innen, die auch über ihre prekäre Situation in der Krise sprachen. Hervorzuheben sind das Schauspielduo Margarethe Steinhäuser und Peter Wittig vom Simon-Dach-Theater und der in Burkino Faso und Dresden lebende Musiker Ezé Wendtoin.

Auf der Abschlussdiskussion ging es um die Kämpfe der Beschäftigten beim Krisengewinner Amazon. »Das Problem ist, dass der menschliche Körper nicht für eine derart effektive Form der Arbeit gemacht ist, wie sie bei Amazon praktiziert wird«, sagte Timothy Bray, der bis Mai 2020 eine führende Rolle im Amazon-Webservice in den USA hatte.

Über die Probleme der Organisierung von Amazon-Beschäftigten sprachen Gewerkschafter*innen aus Spanien, Italien und Deutschland. Der italienische Gewerkschaftssekretär Maximo Mensi berichtete über einen elftägigen Streik zur Durchsetzung der vereinbaren Corona-Schutzmaßnahmen. Die Amazon-Manager hätten offen erklärt, dass sie auf die Interessen der Arbeiter*innen keine Rücksicht nehmen wollen. Nach Angaben von Mensi versuchen sie, ihre Logistikzentren in Italien in strukturschwachen Regionen anzusiedeln, um sich bei der Bevölkerung als Wohltäter aufzuspielen, die Arbeitsplätze schaffen. Der bei Verdi für Amazon zuständige Gewerkschaftssekretär Orhan Akman thematisierte den Widerspruch, dass im Corona-Lockdown private Einzelhändler*innen schließen mussten, aber bei Amazon Hunderte Menschen zusammen arbeiten müssen. Nach acht Jahren Kampf um einen Tarifvertrag für die Amazon-Beschäftigten in Deutschland geht Akman davon aus, dass hier weiter ein langer Atem nötig ist. Gerade am Beispiel Amazon wurde deutlich, dass linke Kämpfe nur noch transnational geführt werden können.

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