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+++ Neuer Impfrekord in Deutschland +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Freitag, 14. Mai 2021 +++Diakonie fordert schnelle Hilfe für Prostituierte +++ Neue Querdenken-Demos +++

  • Lesedauer: 8 Min.

+++ Studie: Beschäftigte nutzen Homeoffice-Möglichkeit intensiv +++

Nürnberg. Etwa ein Viertel der Beschäftigen (28 Prozent), deren Betrieb Homeoffice ermöglicht, hat im April ausschließlich von zu Hause aus gearbeitet. 47 Prozent arbeiteten teilweise im Homeoffice, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Betriebsbefragung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht.

Das Potenzial für Homeoffice werde in der Corona-Pandemie immer stärker ausgeschöpft. «Aber es gibt noch etwas Luft nach oben», erklärte der Direktor des IAB, Bernd Fitzenberger. Der Anteil der Belegschaft, der Homeoffice nicht nutzen kann, obwohl es die Tätigkeit zuließe, habe sich seit Oktober nahezu halbiert. Im Oktober konnten 13 Prozent nicht in Homeoffice arbeiten, obwohl das ihre Tätigkeit zugelassen hätte, im April waren es noch 7 Prozent.

46 Prozent aller Betriebe ermöglichen nach den Angaben zumindest einem Teil ihrer Beschäftigten Homeoffice. Der Anteil dieser Betriebe ist seit Oktober 2020 gestiegen, vor allem bei den kleineren Betrieben. Generell ist Homeoffice eher in größeren Betrieben möglich. Dementsprechend arbeiten 75 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Betrieben mit Homeoffice-Option. Der Anteil der Beschäftigten in Betrieben mit Homeoffice-Möglichkeit ist ebenfalls gestiegen, was vor allem an dem Anstieg bei Betrieben mittlerer Größe liegt.

Datengrundlage der Ergebnisse ist eine regelmäßige Befragung des IAB von mehr als 1.500 Betrieben der Privatwirtschaft, mit der die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Situation der Betriebe untersucht werden.

+++Impfrekord: 1,35 Millionen Menschen an einem Tag geimpft +++

Berlin. In Deutschland sind am Mittwoch so viele Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden wie noch nie. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag (Stand: 09.35 Uhr) wurden an dem Tag 1.353.453 Impfspritzen gesetzt, an Christi Himmelfahrt waren es 408.260. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Twitter mitteilte, wurden damit an beiden Tagen zusammen fast 2 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft.

Damit seien 35,9 Prozent (29,8 Millionen) der Menschen in Deutschland mindestens einmal geimpft und 10,6 Prozent (8,8 Millionen) voll geschützt. Laut RKI hatte es vor dem neuen Tagesrekord in den vergangenen Wochen bereits drei Tage gegeben, an denen über eine Million Impfspritzen gesetzt wurden. Insgesamt wurden demnach bis einschließlich Donnerstag etwa 38,6 Millionen Impfdosen verabreicht.

Je nach Bundesland variiert die Impfquote. Die höchste Quote an mindestens Erstgeimpften hat das Saarland mit 40,4 Prozent. Sachsen liegt mit 31,1 Prozent leicht hinter den anderen Bundesländern zurück.

+++ Coronakrise: Airbnb meldet steigende Buchungszahlen +++

San Francisco. Der Apartment-Vermittler Airbnb leidet weiter unter der Coronavirus-Krise und hat zu Jahresbeginn tiefrote Zahlen geschrieben. Im ersten Quartal fiel ein Verlust von 1,2 Milliarden Dollar (1,0 Mrd Euro) an, wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Vor einem Jahr hatte das Minus trotz Belastungen durch die Pandemie nur 341 Millionen Dollar betragen.

Als einen Hauptgrund für das schlechtere Ergebnis nannte Airbnb hohe Kosten aufgrund der Rückzahlung von Krediten, die während der Pandemie aufgenommen worden waren. Eigentlich erholte sich das Geschäft aber schon wieder deutlich von der Krise. Die Buchungen stiegen im Jahresvergleich um 52 Prozent auf 10,3 Milliarden Dollar und lagen damit weit über den Prognosen der Analysten.

Auch der Umsatz fiel mit einem Anstieg um fünf Prozent auf 887 Millionen Dollar höher als am Markt erwartet aus. Konkrete Ziele für das restliche Geschäftsjahr gab Airbnb nicht aus, aber Konzernchef Brian Chesky zeigte sich optimistisch: «Wir rechnen mit einem Reise-Aufschwung, wie wir ihn noch nie zuvor gesehen haben». Anleger reagierten jedoch verhalten, die Aktie fiel nachbörslich zunächst.

+++ Auf niedrigem Niveau: Indische Variante in Deutschland +++

Berlin. Auf sehr niedrigem Niveau beobachtet das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland einen wachsenden Anteil der in Indien entdeckten Corona-Variante. Die neu als besorgniserregend eingestufte Mutante B.1.617 sei bisher nur in wenigen Proben nachgewiesen, «aber ihr Anteil stieg in den letzten Wochen stetig an», heißt es in einem RKI-Bericht vom Mittwochabend. Ihr Anteil an den untersuchten Proben beträgt demnach weniger als zwei Prozent (Untervariante B.1617.1: 0,6 Prozent; B.1617.2: 0,9 Prozent). Das RKI betont, dass die absoluten Zahlen der Nachweise in der Woche vom 26. April bis 2. Mai lediglich im zweistelligen Bereich lägen: bei gut 30.

Bislang sei keine Abschwächung des hohen Anteils der in Großbritannien entdeckten, deutlich ansteckenderen Variante B.1.1.7 zu beobachten, schreibt das Institut weiter. Diese macht wie schon in den Vorwochen mehr als 90 Prozent der untersuchten Proben aus. Die ebenfalls als besorgniserregend eingestuften Varianten B.1.351 (Südafrika) und P.1 (Brasilien) spielen weiter eine untergeordnete Rolle: Laut RKI lag ihr Anteil in den vergangenen Wochen konstant bei 0 bis 1 Prozent beziehungsweise bei 0 bis 0,3 Prozent. In Deutschland wird nur ein kleiner Teil der Proben auf Varianten untersucht.

Die indische Variante zeichnet sich laut RKI durch Mutationen aus, die mit einer reduzierten Wirksamkeit der Immunantwort in Verbindung gebracht werden. Erste Daten aus Laborexperimenten deuteten jedoch darauf hin, dass die Wirksamkeit von Impfstoffen «nicht substanziell beeinträchtigt» sei, heißt es. Zudem gebe es Hinweise auf eine erhöhte Übertragbarkeit.

+++ Balearen-Präsidentin will keinen «Exzess-Tourismus» mehr +++

Palma. Kein Bierkönig, keine Schinkenstraße: Sommer-Touristen auf Mallorca und den übrigen Balearen müssen sich wohl auf Urlaub ohne Clubbesuche einstellen. «Erst mit einer höheren Impfrate können wir das Nachtleben wieder öffnen», sagte die Regierungschefin der Inseln, Francina Armengol, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag).

Durch zu schnelle Öffnungsschritte würden wir die großen Opfer, die unsere Bevölkerung bei der Bekämpfung der Pandemie erbracht hat, gefährden.« Priorität habe nun der »verantwortungsvolle Tourismus«, man wünsche sich viele Familien, Sport-, Kultur- und Gastronomieurlauber. »Das Nachtleben folgt später, wahrscheinlich nicht mehr in diesem Sommer.«

Die Erfahrungen mit der Öffnung für deutsche Touristen seit Ostern seien »sehr positiv« gewesen. Seit mehreren Tagen liegt die Inzidenz auf den Balearen laut Armengol unter 25. Mallorca wurde in Deutschland am 14. März von der Liste der Corona-Risikogebiete gestrichen wurde. Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes wurde aufgehoben, weil die Zahl der Neuinfektionen dort unter 50 pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gesunken war. Damit wurde der Urlaub auf Balearen wieder ohne Quarantäne bei der Rückkehr möglich.

+++ Neue Querdenken-Demos in Berlin an Pfingsten +++

Berlin. Am Pfingstwochenende stehen Berlin erneut Demonstrationen von Kritikern der Corona-Einschränkungen und sogenannten Querdenkern bevor. Bei der Polizei sind für den 22./23. Mai mehrere Kundgebungen und Demonstrationszüge mit teilweise bis zu 16 000 Teilnehmern angemeldet. Zudem soll am Pfingstsonntag eine Demonstration gegen hohe Mieten mit 10 000 Teilnehmern durch die Hauptstadt ziehen.

Die »Querdenker«-Demonstrationen sind sowohl für den Samstag vor Pfingsten als auch für Sonntag angemeldet. Auf der Internetseite des Bündnisses Querdenken711 findet sich ein Aufruf für Samstag unter dem Titel: »Für Frieden Freiheit und Grundrechte«. Dazu sollen vier Demonstrationszüge aus verschiedenen Richtungen jeweils etwa über acht Kilometer zum Großen Stern im Bezirk Tiergarten ziehen. Dort ist dann eine Kundgebung geplant.

Parallel dazu ist am Brandenburger Tor eine Kundgebung mit 500 Teilnehmern angemeldet. Für 16.00 Uhr ist eine weitere Demonstration mit 5000 Teilnehmern geplant. Start und Endpunkt ist das Brandenburger Tor. Für Sonntag listet die Polizei eine ähnliche Veranstaltung mit vier Zügen mit 16 000 Teilnehmern auf. Für 14.00 Uhr am Brandenburger Tor sind dann 10 000 Menschen angemeldet. Derzeit sei die Polizei noch in Gesprächen mit den Veranstaltern, hieß es. Bei Zeiten und Orten könne es noch Änderungen geben.

+++ Diakonie fordert schnelle Hilfe für Prostituierte +++

Augsburg. Angesichts des wegen der Corona-Pandemie geltenden Prostitutionsverbots verlangt die Diakonie schnelle staatliche Hilfe, um die Not der Frauen zu lindern. »Viele von ihnen sind regelrecht in ein schwarzes Loch gefallen. Sie sind völlig mittellos, prostituieren sich im Verborgenen weiter und müssen sich auf Vieles einlassen«, sagte Diakonie-Vorständin Maria Loheide der »Augsburger Allgemeinen« (Freitag). Prostituierten müsse jetzt der Zugang zu Sozialhilfe und der gesetzlichen Krankenversicherung geöffnet werden.

»Corona hat das Leben vieler Prostituierter drastisch verschlechtert«, sagte Loheide weiter. Sie schlug die Einberufung eines Runden Tisches vor. Daran teilnehmen sollten aus ihrer Sicht unter anderem Bund, Länder, Kommunen, Sozialverbände und die Polizei. »Die Beratungsarbeit vor Ort muss grundsätzlich verstärkt werden, vor allem auch mobile Teams, die Prostituierte aufsuchen«, erklärte die Diakonie-Vorständin.

Die Diakonie sprach sich dagegen aus, Prostitution nach dem Ende der Pandemie grundsätzlich zu verbieten. »Prostitution hört nicht einfach auf, wenn man sie verbietet«, sagte Loheide, die im dreiköpfigen Vorstand der Diakonie Deutschland den Bereich Sozialpolitik verantwortet.

+++ RKI: Sieben-Tage-Inzidenz erstmals seit 20. März unter 100 +++

Berlin. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz hat nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) erstmals seit dem 20. März wieder die Schwelle von 100 unterschritten. Nach Stand des RKI-Dashboards von 04.56 Uhr lag der Wert am Freitag bei 96,5 (20. März: 99,9). Am Vortag hatte das RKI die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 103,6 angegeben, am Freitag vor einer Woche mit 125,7. Einen Höchststand hatte die bundesweite Inzidenz während der dritten Welle am 26. April mit 169,3 erreicht. Der bisher höchste Inzidenz-Wert hatte bei 197,6 am 22. Dezember vergangenen Jahres gelegen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.336 Corona-Neuinfektionen. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 18.485 Neuansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den Angaben zufolge binnen 24 Stunden 190 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 284 Tote gewesen.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3 577 040 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.259.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 85.848.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstagabend bei 0,87 (Vortag: 0,82). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 87 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. Agenturen/nd

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