Leseprobe

Mordshunger

  • Lesedauer: 2 Min.

Alle sechs Sekunden verhungert ein Kind. Tag für Tag sterben 25 000 Menschen an den Folgen von Hunger und Unterernährung – neun Millionen im Jahr. Die Zahl der weltweit Hungernden hat im Jahr 2009 erstmals die Milliardengrenze überschritten. Jeder sechste Mensch auf der Welt ist nicht in der Lage, sich angemessen zu ernähren. Das grundsätzlichste ihrer Menschenrechte wird Tag für Tag mit Füßen getreten ...

Es ist nicht so, dass wir uns in der Vergangenheit der sich anbahnenden Hungertragödie nicht bewusst gewesen wären. Es ist nicht so, dass wir tatenlos der Verbreitung von Armut und Hunger zusehen würden. Und es ist auch nicht so, dass wir im Kampf gegen den Hunger auf der ganzen Linie versagt hätten. Immerhin ist die Zahl der Hungernden zwischen 1970 und 1995 um fast 100 Millionen gesenkt worden. Immerhin ist die Kindersterblichkeit seit 1990 um 28 Prozent zurückgegangen. Außerdem wurden zwischen 1996 und 2006 die Voraussetzungen geschaffen, um 34 Millionen afrikanischen Kindern den erstmaligen Schulbesuch – ein Menschenrecht – zu ermöglichen ... Aber es trifft eben auch zu, dass wir Jahr für Jahr mehr als eine Billion Euro – eine Billion! – für Militärausgaben bereitstellen. Und es ist ebenfalls so, dass die globale Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 ungezählte Menschen in Afrika und Asien in die Greifarme des Hungertodes getrieben hat.

Dieser trotz jahrelanger Anstrengungen erschütternde Rückfall führt uns vor Augen, dass Hunger, dass das Grundbedürfnis Nahrung auch in Zeiten der Globalisierung, welche immer mehr Länder in die internationale Wirtschaftsentwicklung eingebunden hat, nicht nur immer noch eine Sorge, sondern ein brennend wichtiges Thema ist.

Aus dem Vorwort von Jean-Claude Juncker zum Buch von Jean Feyder »Mordshunger. Wer profitiert vom Elend der armen Länder?« (Westend, 335 S., geb., 24,95 €).

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