Ralf Schenk
In den frühen 1960er Jahren siedelten sich rund 300 Deutsche auf einem 40 000 Hektar großen Gelände in den Bergen Chiles an. Die Landschaft, der sie hier begegneten, ähnelte der in ihrer Heimat, im Schwarzwald oder in der Fränkischen Schweiz. Der Mann, der sie in die Fremde geholt hatte, versprach ihnen eine kameradschaftliche Gemeinschaft, eine große Familie, die treu und ergeben ihre Arbeit verrichten sollte und dabei auf Gott und die Bibel schwor. Als Namen wählten die Aussiedler »Colonia Dignidad«, Kolonie der Würde, errichteten um ihr Areal einen von Hunden scharf bewachten Zaun, installierten Kameras, um alle Bewegungen zu registrieren, und belegten Flüchtige mit harten Strafen.