Nachdem Herr Mosekund sich maßlos über ein unziemliches Behördenschreiben geärgert hatte, beschloss er, sich abzureagieren. Er nahm einen Korb und ein Messer und fuhr mit dem Rad in den nächsten Wald, um Pilze zu suchen und dabei in aller Ruhe sein weiteres Vorgehen zu ...
Nichts ist in diesen Zeiten so wichtig wie Aufmerksamkeit. Als Radfahrer in Berlin muss man zum Beispiel besonders aufmerksam sein, will man nicht wortwörtlich unter die Räder (bevorzugt jene, die an den Achsen von 40-Tonnern aufgehängt sind) geraten. Einmal nicht aufge...
Wer entspannen will, muss sich langweilen. Entweder man guckt den ganzen Abend Fernsehen oder man macht Tai-Chi. Dann wird man auch 100 Jahre alt, fest versprochen!
Wer entspannen will, muss sich langweilen. Entweder man guckt den ganzen Abend Fernsehen oder man macht Tai-Chi. Dann wird man auch 100 Jahre alt, fest versprochen!
Einmal musste ich auf der Bank meine falsche Adresse korrigieren lassen. Die Bankangestellte nahm dies sofort zum Anlass, für Tausende Versicherungen zu werben, die sie einem noch zur Verfügung stellten.
»Nein, danke«, war meine übliche Antwort, »ich habe nichts zu...
Ich habe etwas grundlegend falsch gemacht in meinem Leben. Irgendwann, als die große Weichenstellung anstand, habe ich die falsche Weiche umgestellt. Das wird mir immer deutlicher bewusst, je älter ich werde. Was hätte ich werden können im Leben, hätte ich nur in jungen...
Wenn Haselnüsse und Blätter im Becken liegen, dann ist im Kreuzberger Prinzenbad Zeit zum »Abschwimmen«. Der letzte Öffnungstag des Jahres wird hier traditionell mit einem kleinen Buffet begangen - in einem der angenehmsten Schwimmbadcafés der Stadt.
Dort arbeiten ...
Eines Morgens befand sich neben der Haustür im Flur überraschend ein großes Loch. Ungefähr auf Kopfhöhe, der Putz abgeschlagen, ein großer Hohlraum dahinter. Daneben ein Zettel: »Hi liebe Nachbarn! Ich habe gestern meine Masterarbeit eingeliefert und hatte deswegen eine...
Einen Sommer lang stand ich vor ihm, jeden Tag. Manchmal mit den schönsten Blumen, an anderen Tagen mit den teuersten Pralinés, die ich mir leisten konnte, manchmal nur mit mir selbst, meinem reinen Herzen und der unsterblichen Liebe, die ich für ihn empfand.
Ich f...
Fragen gibt es, auf die man besser eine klare Antwort bereithält. Denn diese Antwort kann Weichen stellen - oder zumindest eine Lebensphilosophie dokumentieren. Tee oder Kaffee? Still oder Sprudel? Schrippe oder Weckle? Das sind nur scheinbar Details.
Beim Imbiss m...
Gar nicht allzu weit entfernt von hier, ungefähr in der Mitte zwischen der Stadt, in der ich lebe, und der Stadt, aus der ich stamme, liegt eine Stadt, in der ich nun am liebsten wäre.
In Prag ist es immer kühl, wenn ich mich recht erinnere. Kühl und leicht verregn...
Am Wochenende war ich schwimmen. Der Flughafensee war mal wieder durch Kolibakterien verseucht, daher wichen wir nach Nordosten aus zum Arkenberger See an der nördlichen Stadtgrenze Berlins. Ich bin hier nicht so gern. Dabei scheint die Sonne auch hier, das Wasser ist k...
Ich habe den Spätkauf gewechselt. Nicht aus Unzufriedenheit, sondern weil ich in dem anderen Kiez nicht mehr so oft unterwegs bin. Eine Weile bin ich noch hingegangen, aus Verbundenheit und Gewohnheit. Aber dann dachte ich mir, dass ich doch den im Haus nebenan nutzen s...
Mittwoch, 15:55 Uhr. Ich hasse das Warten auf den Handwerker. Noch schlimmer, wenn er dann gar nicht kommt und sich auch nicht meldet. Ich nehme meinen Rucksack und gehe einkaufen. Das Handy lasse ich auf dem Schreibtisch liegen. Als ich wiederkomme, entdecke ich einen ...
Dem Genossen Walter Ulbricht waren die Bauarbeiter von Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, eine Herzensangelegenheit. Weil sie 1953 nicht wussten, was sie mit der vielen Freizeit anfangen konnten, ließ er die Arbeitsnormen für die Werktätigen, ...
Mit der gegenseitigen Rücksichtnahme ist es in einem Mietshaus nicht weit her. Zumal in unserem, wo sich etagenweise zwei Einraumwohnungen, in denen nachtaktive Singles leben, mit einer Mehrraumwohnung abwechseln, in der Familien mit Kindern hausen. Wenn die Singles auf...
»Heilige Scheiße, was stinkt das hier? Kann mir mal einer auf’n Kopf pissen, ich brauch ’ne Erfrischung!« Der Alte setzt sich auf seinen Stammplatz an der Theke und lacht sich schlapp. Würde jemand seinem Wunsch nachkommen, der Alte würde den Mund aufmachen und den Urin...
Normalerweise ertrage ich die leidvollen, passiv-aggressiven Geschichten der eifrigen »Tagesspiegel« LeserInnen nicht, die sie über den Morgen-Newsletter »Checkpoint« in die Welt blasen. Es sind meist scheußliche Bezirksamtsgeschichten. Faule Beamte hier, dummdreiste An...
Dass ich ab und zu in den heimischen vier Wänden Saxophon spiele, stört nur den trendig-bärtigen Mieter unter mir, vor allem wochentags gegen 17 Uhr. Er klopft nach alter Schule mehrmals gegen die Zimmerdecke, ich fabriziere einen besonders schrillen Ton, stampfe einmal...
Kürzlich erreichte mich via Facebook eine ungewöhnliche Frage. Der gute Freund, ein Bewohner eines schon fast durchgentrifizierten Kiezes, ist in Sorge. Investoren in Wohneigentum haben sich angekündigt; sie wollen einige der Heimstätten, die sie »Objekte« nennen, käufl...
Neulich an der Wohnungstür: Es ist halb neun am Samstagmorgen. Es klingelt. Der Herr des Hauses schlurft in Pantoffeln zur Gegensprechanlage. »Guten Tag«, grüßt eine hörbar gut gelaunte Männerstimme unten an der Haustür. »Ich möchte mit Ihnen über Gott reden.«
Gut,...
Stammkneipe, 1:30 Uhr am Donnerstagmorgen. Ich will zumachen und stehe mit dem letzten Gast David am Tresen. Den ganzen Abend über war wenig los gewesen und kurz vor Feierabend umtreibt mich die Sorge, dass gleich noch ein Haufen Nachtschwärmer zur Tür hereinstürmt. Ein...
Mein vietnamesischer Nachbar ist nur ein Jahr jünger als ich. Erlebt hat er aber so viel, dass es für sein und mein Leben reichen würde. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er quasi unter Tage - in einem Grabensystem, in dem sich die Bewohner seines Heimatdorfes vor den...
Im Haus entrümpeln start-uppende Hipster gerade ein Ladenlokal. »Dude, what shall we do with all that large, bulky trash? Can we call BSR?«, hörte ich einen Vollbart den anderen fragen. »Easy goin’. Carry it on the sidewalk and place a paperboard ›Zu verschenken‹ on it....
Sein Sohn wollte es der S-Bahn recht machen, trotz umständliche Bürokratie bei der Monatsfahrkahrte für Schüler. Trotzdem geriet der Nachwuchs von Jürgen Amendt in die Justizmanischinerie der S-Bahn.